Denkmalgeschützte Häuser
Kapellener Str. 28
Putzgebäude Kapellener Str. 28
Denkmallisten-Nr. 49
Das zu Wohn- und Geschäftszwecken genutzte Gebäude repräsentiert heute den baulichen Umfang und Zustand nach einem Um- und Ausbau, der ca. 1868 stattfand. Ursprünglich handelte es sich um ein Bauerngehöft, welches zu den ersten Gebäuden der Issumer Ortskernbebauung gehörte und daher sehr wahrscheinlich kurz vor oder nach 1800 entstand.
Ältester bekannter Eigentümer war eine Familie Schmits, die wie die meisten Issumer in jener Zeit von der Landwirtschaft lebte. Nach der Einheiratung durch den Firmengründer Nolden, der hauptsächlich in Weinhandel und Kornbrennerei tätig war, verschwand die Landwirtschaft allmählich aus diesem Haus. Noch heute ist hier eine Weinhandlung untergebracht. Betritt man als Besucher dieses Gebäude, werden jedoch noch viele Attribute seiner ursprünglichen Verwendung sichtbar:
Die große Glastüre hat bis heute den Umriß der alten Korbbogeneinfahrt, durch welche die großen Pferdefuhrwerke passieren konnten. Tritt der Besucher in den Hauptraum, erhält er einen Eindruck einfacher, rustikaler Behaglichkeit und Bodenständigkeit. Diese authentische Atmosphäre ist einer gewissen Zurückhaltung gegen bauliche Modetrends zu verdanken, die hier offenbar über mehrere Generationen hinweg geübt wurde. Ein Teil der alten Deckenbalken befindet sich noch im Originalzustand.
Die verschiedenen Ebenen des ehemaligen Stalles, wo Menschen und Tiere sich aufhielten und arbeiteten, sind bis heute erhalten geblieben, ebenso wie die nicht mehr genau nachvollziehbaren früheren Türen und Durchgänge. Hinweise im Gemäuer machen die Veränderungen deutlich, welche in den vielen vergangenen Jahrzehnten erfolgten.
Besondere Beachtung verdient die sog. niederrheinische Zierausfachung in den Hinterhofstallungen, die in Backstein ausgeführt ist.
Am sechsachsig ausgeführten Obergeschoß befinden sich zwei Fahnenstangen, die mit Gewißheit schon Hunderte von profanen und kirchlichen Umzügen miterlebt haben.
Die verschachtelten Anbauten, die das Wachstum des einstigen landwirtschaftlichen Betriebes begleiteten, beherbergten in ihren vielen kleinen Räumen eine Vielzahl von Generationen und Familien. Großfamilien mit bis zu fünfzehn Kindern mussten hier wohnen, leben und arbeiten können. Die sog. geschlossene Hauswirtschaft, bei der die Dinge des täglichen Bedarfs größtenteils in Eigenleistung hergestellt wurden, war damals noch weit verbreitet. Zeitweise waren aber auch vier Familien gleichzeitig untergebracht. Damals war es üblich, daß Onkel und Tanten auch nach ihrer Heirat an alter Stelle wohnen blieben.
Das sehr gut erhaltene heutige Wohn- und Geschäftshaus ist bedeutend für die Ortsentwicklung sowie für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse in Issum. Der Denkmalstatus wurde im Dezember 1987 darüber hinaus aus wissenschaftlichen und insbesondere ortsarchitekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen verliehen.
--- Auszug aus einer Beschreibung von B. Greitemeier, J. Haus